Noch einmal ganz nach oben

Wie bei jeder Show galt auch für den DsdS-Recall: save the best for last. Für den letzten Dreh unserer Reise ging es zurück dahin, wo alles begann: zum Burj al-Arab. Und dieses Set würde ein wahres Highlight werden.

Als erstes Team überhaupt würden wir eine Showaufzeichnung auf dem Helipad des Burj realisieren. Vorher war der Zugang zu der in rund 210m Höhe gelegenen Landeplattform lediglich Werbeproduktionen gewährt worden; zum Beispiel drehte David Coulthard hier Donuts in seinem Formel 1-Boliden, Roger Federer gönnte sich eine Runde Tennis für Schwindelfreie.

Panorama gefällig? Ausblick vom Set über Dubai

Welcome to Hotel Recall

Für das 24 25 Team war der Dreh in einem der schönstgelegenen Hotels der Welt, vor einer so spektakulären Kulisse, ein gelungener Abschluss des Recall-Marathons. Jetzt hieß es noch ein letztes Mal: alles geben und auch diesen Dreh fehlerlos über die Bühne bringen. Bei diesem Aufbau waren erneut Erfahrung und Organisationstalent gefordert, denn wie schon die vorangegangenen Sets brachte auch dieses seine ganz eigenen logistischen Herausforderungen mit sich.

Denn obwohl DsdS eine der am längsten laufenden Shows im deutschen TV ist: auch hierfür steht der Betrieb im Luxushotel Burj al Arab nicht still. Statt für die Equipment-Logistik alles abzusperren und lahmzulegen, galt es also, sie auf die Gegebenheiten abzustimmen und sich den Umständen anzupassen.

Equipment-Transport „häppchenweise“

Zwar konnten die LKW mit dem Equipment problemlos an die Laderampen am Fuße des Hotels fahren, ab hier musste jedoch die komplette Ausrüstung in mehreren Fuhren in den Lastenaufzügen nach oben gefahren werden. Und diese wurden von den Mitarbeitern des Hotels mit genutzt.

Im Klartext bedeutete das: den Lift vollpacken mit 24 25-Technik und Burj al Arab-Bedarf und dann in einer Rutsche nach oben. So weit, so gut. Jetzt folgte allerdings die Rückfahrt nach unten und damit ein Stop auf jedem der 56 Stockwerke, damit auch die Kollegen vom Housekeeping ungehindert ihrer Arbeit nachgehen konnten. Für diese Vorgehensweise mussten wir natürlich entsprechend Zeit einplanen.

Nur die Auserwählten dürfen „drauf“

Die Lastenaufzüge stoppten auf der vorletzten Etage unterhalb des Helipad. Von hier aus mussten das Set-Equipment zu Fuß und von Hand über die verbleibenden zwei Etagen auf die Plattform gebracht werden. Das Produktionsteam umfasste ca. 120 Mitarbeiter und Kandidaten, von denen aber nur einige Auserwählte auf das Helipad durften, einerseits aufgrund der begrenzten Tragfähigkeit, andererseits aus Platz- und Sicherheitsgründen; das Helipad verfügte nicht über ein Geländer, und auch die Sicherheitsnetze rund um die Plattform ragten nur rund einen Meter über deren Kante hinaus. Wenn hier aus Platzmangel jemand stolpern würde, könnte es auch schnell über das Netz hinaus gehen.

Freunde in hoher Position

Selbst unser Set-Equipment stand bereits am äußersten Rand, der Kamerakran ebenso wie das Licht, unsere Regietechnik und die Arri Amira Kameras. Diese würden auf dem Helipad vor der Kulisse Dubais die Bilder von Jury und Kandidaten liefern. Um jedoch alles ins richtige Verhältnis zu setzen und ein Gefühl für die schwindelerregende Höhe zu vermitteln, entschloss man sich, noch eine zusätzliche Perspektive einzurichten. Für unsere 24 25-Kollegen Philip Vogts und Nico Mans wurde dies zum unvergesslichen Erlebnis, wie Philip berichtet:

„Erst am Morgen der Aufzeichnung entschied sich die Produktion, eine Topshot-Perspektive des Helipads einzurichten. Zusätzlich zu den abgesteckten Arri Set-Kameras musste hierfür eine Sony Alpha 7sII auf der obersten Spitze des Burj al-Arab eingerichtet werden. In Absprache mit den Kollegen von der UFA fiel die Wahl für die Besteigung des Burj auf meine Wenigkeit. Ich verschaffte mir einen Überblick über den Aufwand, pante und packte das benötigte Equipment.

Es stellte sich relativ schnell heraus, dass ich die Ausrüstung alleine nicht würde transportieren können. Mein Teamkollege Nico bot mir sofort seine Hilfe an. Gemeinsam würden wir den Aufstieg mitsamt Equipment in Angriff nehmen.

 

Geteilte Aussicht, geteilte Freude: Nico und Philip auf dem Burj al Arab.

Wir wurden dem australischen Industriekletterer Daniel Gill (www.megarme.com) vorgestellt, der uns als allererstes mit einer Ausrüstung ausstattete und uns über die Sicherheitsmaßnahmen für den Aufstieg informierte. Selbstverständlich würden er und seine Zwei-Mann-Crew uns beim Aufstieg ebenfalls zur Seite stehen.

Über mehr als 100 Höhenmeter würden wir bewältigen müssen, die ersten 30 davon über Treppen, die restlichen 70 dann nur noch über Leitersprossen. Das schwere und sperrige Equipment zogen wir hierbei über Seilzüge nach oben.

Mit der Industriekletterer-Crew von Megarme ging es ganz nach oben.

Es dauerte eine gute halbe Stunde zum „Licht am Ende des Tunnels“: am Ende der letzten von 17 Leitern sahen wir die Luke, die ins Freie führte. Die Aufregung stieg, wir konnten den Ausblick kaum erwarten.

Die Vorfreude war allerdings verfrüht, denn nach hinter der Luke erwartete uns lediglich eine kleine Plattform, die gerade einmal genug Platz für zwei Leute und das Equipment bot. Von hier aus waren es noch einmal rund 6 Meter bis zu unserer Topshot-Position auf der Spitze des Burj al-Arab.

Wir machten unsere Sony Alpha 7S2 Kamera drehbereit und befestigten sie mit einem Manfrotto Magic Arm an einem Manfrotto Alu-Stativ. Für die Aufnahme nutzten wir einen Atomos Shogun Recorder, der mit einem Manfrotto Kugelkopf an der Kamera befestigt war. Doppelt gesichert hievten wir die Kamera-Stativ-Konstruktion Meter für Meter auf Position, ohne nach unten zu sehen ;)…

Oben angekommen, bot sich uns ein atemberaubender Ausblick über die Stadt und das Meer. Für einen Moment fielen alle Strapazen über den mühsamen Aufstieg von uns ab, und es gab nur noch Euphorie.

Wir richteten gemeinsam unser Bild ein, was sich etwas kompliziert gestaltete, da die Kamera für einen Blick durch den Sucher zu weit von der Brüstung entfernt war. Aus dem SDI-Output des Shogun schickten Nico das Bildsignal der Kamera durch per BNC-Kabel auf einen SmallHD 502, den ich, auf der tiefer gelegenen Plattform stehend, als Vorschaumonitor nutzte. Durch mündliche Anweisungen konnten wir so gemeinsam die Sony Alpha 7S II feinjustieren. Dem Regisseur schickten wir ein kurzes Video von unserem Shot, hielten kurz Rücksprache mit ihm und starteten dann die Aufnahme.

Jetzt hieß es nur noch: starke Bilder schießen, regelmäßig die Aufnahme kontrollieren und ansonsten die unfassbare, unvergessliche Aussicht über Dubai genießen.“

Ein letztes Mal Rock ’n‘ Roll

Unsere Regie befand sich größtenteils auf einem Flur und einem Zimmer im Stockwerk unterhalb des Helipads. Hierbei war die Glasfaser-Verbindung mit einem einzigen Kabel erneut ein enormer Vorteil, außerdem konnten wir dank unserer Set-Stagebox die Topshot-Perspektive „sauber“ halten, sprich: möglichst wenig Equipment ins Bild stellen.

Das zeitliche Pensum war abermals ein echtes Brett: satte fünfzehn Stunden dauerte unsere Schicht an diesem Tag. Das bedeutete eine erneute Belastungsprobe für Team und Equipment. Die Routine der Crew war wieder einmal absolut bemerkenswert. Souverän wurde auch in ca. 300 Metern bei großer Hitze Höhe der Dreh gerockt. Bei der Technik gab es die einzige kleine Störung während der gesamten Drehzeit zu verzeichnen, als etwas Sand in eines der Bildsignal-Kabel geriet. Dank unserer Software konnten wir das Problem aber sofort lokalisieren und beheben. Ansonsten lief auch der letzte Recall-Dreh reibungslos ab.

Nach Feierabend ging es – wie sollte es anders sein – an die Hotelbar zum verdienten, gnadenlos überteuerten Recall-Abschluss-Bier. Ein weiterer Recall war im Kasten, und bald würde es nach Hause gehen.

Heute abend geht die DsdS-Staffel zu Ende. Wir wünschen Euch allen viel Spaß beim Finale und fragen uns derweil jetzt schon, wohin die Reise wohl als nächstes geht… 😉

Bye, bye, Dubai...